"Im Herzen dankbar sein"

Verabschiedung der Dillinger Franziskanerinnen bei Regens Wagner Burgkunstadt

Hedwigsmedaille als Dankeschön

Erzbischof Ludwig Schick verabschiedet Dillinger Franziskanerinnen bei Regens Wagner

Mit der Verabschiedung der Dillinger Franziskanerinnen ist nicht nur bei Regens Wagner Burgkunstadt ein Stück Geschichte zu Ende gegangen, sondern für die ganze Stadt. Mit einem feierlichen Dankgottesdienst sagte Erzbischof Dr. Ludwig Schick den Schwestern Ermelinde Brandl, Vita Breitsameter, Hildegard Hilkmann, Odilia Rutsch und Oswina Wittmann Lebenwohl.

„Wir sind dankbar für den Respekt, das Wohlwollen und die Liebe, die sie jedem einzelnen Kind, Jugendlichen sowie Erwachsenen entgegengebracht haben", würdigte Schick die langjährige Arbeit der Schwestern für Menschen mit Behinderung. „Glaube, Hoffnung und Liebe haben sie gebracht, gelebt und hinterlassen sie." Die Dillinger Franziskanerinnen seien die Pioniere der Gründung der Regens Wagner Einrichtung in Burgkunstadt gewesen. Sie hätten vieles geleistet in Schule, Küche, Werkstatt und in den Gruppen,. Sie praktizierten den Glauben, dass jeder Mensch, mit und ohne Behinderung ein geliebtes Geschöpf Gottes ist, im Reden und Tun sowie die Hoffnung verbreitet,„dass jeder Mensch auch die Ziele erreichen kann, die Gott ihm gesetzt hat".

Dass nun die letzten Schwestern Burgkunstadt verließen, mache ihn und viele Menschen traurig, aber „diese Trauer müssen wir zulassen, und zugleich im Herzen dankbar sein für alles, was die Schwestern hier gewirkt haben." Wie Jesus sich den Hilfebedürftigen liebevoll zugewendet habe, so hätten es die Schwestern in Burgkunstadt getan.

„Im Herzen dankbar sein"

Erzbischof Schick wies bei der Verabschiedung der Schwestern auch auf die gesellschaftliche Herausforderung des demografischen Wandels in Deutschland hin, der auch die Orden trifft. „Der Nachwuchs bleibt aus, dadurch haben wir überall einen Mangel an Fachkräften, besonders im Sozial- und Pflegebereich. Das bedrückt die ganze Gesellschaft und die Kirche." Dennoch müsse die Hoffnung bestehen bleiben, dass es auch wieder Aufstieg gebe. Als Dank und Anerkennung überreichte er den Schwestern die Hedwigsmedaille des Erzbistums Bamberg.

Im Jahr 1895 wurde die Einrichtung Regens Wagner für Menschen mit Behinderung in Burgkunstadt gegründet. Dillinger Franziskanerinnen übernahmen von Anfang an die Leitung und begleiteten Menschen mit Behinderung. Der Konvent in Burgkunstadt löst sich nun nach 121 Jahren segensreichem Wirken auf und die Schwestern schließen sich anderen Konventen an. „In der langen, 775-jährigen Geschichte der Dillinger Franziskanerinnen wird ein Nebengleis stillgelegt", meinte Provinzoberin Sr. Gerda Friedel. „Die Geschichte von Regens Wagner Burgkunstadt wird weitergehen, ohne uns, aber mit Gottes Schutz und Segen".

Aus Liebe zu den Menschen

„Ihre Mitschwestern hätten im Jahr 1895 bestimmt nicht vermutet, dass aus der damaligen ,Anstalt‘ in Burgkunstadt ein soziales Unternehmen für mehr als 350 Menschen mit Behinderung sowie fast 500 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter und vielfältigen Angeboten entsteht", wandte sich Gesamtleiterin Sabine Schubert an die Schwestern. „Was hier von Ihnen und Ihren Mitschwestern aus kleinen Anfängen geschaffen wurde, ist etwas ganz besonderes. Hinter all Ihrem Tun stand ihre franziskanische Spiritualität, die Liebe zum Leben und zu den Menschen."

Die Franziskanerinnen prägten die ehemalige Josefsanstalt durch ihr unerschütterliches Gottvertrauen. Auch in Zeiten der Nazi-Diktatur, in der die Einrichtung geschlossen wurde und in der das Euthanasieprogramm die Schwestern vor größte menschliche Herausforderungen stellte. Bei Regens Wagner hat die Truhe aus dem Jahr 1895 einen Ehrenplatz, mit der die Schwestern damals in Burgkunstadt einzogen. Zum Abschied überreichten Sabine Schubert, ihr Stellvertreter Christian Behner, Hans Vonbrunn von den Werkstätten Sankt Josef, die Mitarbeitervertretung und der Heimbeirat Nachbildungen dieser Truhe, deren Inhalt die Schwestern stets an „ihr" Burgkunstadt zurückerinnern soll. Neben vielen anderen Dingen enthielt die Truhe ein Glas mit einem Stück der Stadtmauer und „Heimaterde".

Herzliche Dankesworte für das segensreiche Wirken der Dillinger Franziskanerinnen sprachen auch Burgkunstadts Zweite Bürgermeisterin Sabine Heppner, der stellvertretende Landrat Helmut Fischer und Michael Fraunholz für die katholische Pfarrei Burgkunstadt aus.

Sie wirkten in Burgkunstadt

Dem Konvent der Dillinger Franziskanerinnen in Burgkunstadt gehörten noch an:

Sr. M. Ermelinde Brandl, 77 Jahre, sie war seit 1997 in Burgkunstadt und ab 1998 Konventoberin;

Sr. M. Vita Breitsamer, 78 Jahre, seit 2003 in Burgkunstadt, Kursleiterin für Biblische Figuren;

Sr. M. Hildegard Hilkmann, 67 Jahre, seit 2014 in Burgkunstadt, Sakristeidienst und Fahrdienst der Schwesterngemeinschaft;

Sr. M. Odilia Rutsch, 90 Jahre, seit 1955 in Burgkunstadt, ehemals Gruppenleitung im Bereich behinderte erwachsene Frauen und

Sr. M. Oswina Wittmann, 74 Jahre, seit 1963 in Burgkunstadt, Erzieherin und Gruppenleitung einer Kindergruppe, Bereichsleitungen im Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbereich.

Die Schwestern wechseln in die Konvente in Zell und Lauterhofen.

 Quelle: Obermain Tagblatt, geschrieben von Ingrid Kohles

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